Direkt zum Hauptbereich

Letzte Stunden

Ich, Uschi, habe meinen Vater in seinen letzten Tagen und Stunden begleiten dürfen. Ich bin mir nicht sicher, ob er mich noch erkannt hat, denn er war schon nicht mehr ansprechbar. So habe ich mich einfach an sein Bett gesetzt und ihn meine Nähe spüren lassen. 

Mein Vater hat viele Jahre im Gemeindechor gesungen. Er hatte eine schöne, tragende Bassstimme. Also habe ich ihm an seinem Sterbebett auch vorgesungen. Ich glaube, er hat innerlich mitgesungen. 

Ein Lied habe ich in den letzten Tagen öfters gesungen, denn es sprach ihm aus der Seele. Er hat in den letzten Wochen oft davon gesprochen, dass sein Leben hier mühsam geworden sei und dass er sich sehr auf den Himmel freue: 

"Wenn nach der Erde Leid, Arbeit und Pein
ich in die goldenen Gassen zieh ein,
wird nur das Schau'n meines Heilands allein
Grund meiner Freude und Anbetung sein.
Das wird allein
Herrlichkeit sein,
wenn frei von Weh
ich sein Angesicht seh. 

Wenn dann die Gnade, mit der ich geliebt,
dort eine Wohnung im Himmel mir gibt,
wird doch nur Jesus und Jesus allein
Grund meiner Freude und Anbetung sein.
Das wird allein
Herrlichkeit sein,
wenn frei von Weh
ich sein Angesicht seh. 

Dort vor dem Throne im himmlischen Land
treff ich die Freunde, die hier ich gekannt,
dennoch wird Jesus und Jesus allein
Grund meiner Freude und Anbetung sein.
Das wird allein
Herrlichkeit sein,
wenn frei von Weh
ich sein Angesicht seh." 

Jesus war sein Ein und Alles. Jesus hatte er sein Leben geweiht. Jesus war sein Lebensziel. Das drückt auch ein Lied aus, das er uns als Kinder immer wieder mal vorgesungen hat:

"Schönster Herr Jesus,
Herrscher aller Enden,
Gottes und Marien Sohn.
Dich will ich lieben,
dich will ich ehren,
du meiner Seele Freud und Kron. 

Alle die Schönheit 
Himmels und der Erden
ist verfasst in dir allein.
Nichts soll mir werden
lieber auf Erden
als du, der schönste Jesus mein." 

Während seines letzten Lebensjahres hat er seinen alten "Gemeindepsalter" ganz neu schätzen gelernt. Jeden Morgen telefonierte er mit einer lieben Freundin, las eine kurze Andacht und suchte ein passendes Lied dazu. Jeden Morgen sein Kommentar hinterher: "Uschi, du glaubst nicht, wie viele schöne Lieder es in diesem alten Liederbuch gibt - so tiefgründig, so lebensnah, so hilfreich! Was für ein Schatz! Dass ich das in meinen alten Tagen noch entdecken darf!" 

Ich stelle mir meinen Vater (und auch meine Mutter, die ebenso eine begeisterte Chorsängerin war) lebhaft vor, wie sie nun vor dem Thron Gottes stehen und im großen himmlischen Chor Loblieder singen!

Im März 2020 auf Mallorca




Kommentare