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Todesanzeigensammlung



Einige Zeit nach dem Tode unserer Mutter erzählte mir mein Vater, dass er unmittelbar nach seiner Rückkehr aus dem Krieg angefangen hätte, alle Todesanzeigen der Leute, die ihm nahegestanden hätten oder für ihn bedeutsam gewesen wären, zu sammeln. Der Ordner sei mittlerweile sehr dick. Lachend meinte er damals zu mir, dass das zwangsläufig so sei. Wenn man so alt wie er würde, hätte man automatisch eine Menge Leute überlebt. Besagten Ordner fand ich erst nach seinem Todes in seinem Nachlass. Er enthielt alphabetisch geordnet Nachrichten vom Tode und der Beerdigung der Verstorbenen, teilweise auch Schriftverkehr der Eltern mit den Hinterbliebenen. Wahrscheinlich spielten verschiedene Auswahlkriterien eine Rolle, die sich auch im Laufe der Jahrzehnte des Sammelns verschoben haben dürften. Insgesamt enthält der Ordner Informationen über rund 160 Personen. Dabei handelt es sich um Angehörige unserer Eltern, Mitglieder der Gemeinden, Prediger und Pastoren samt deren Ehepartnern, Missionare, Freunde, Bekannte, Nachbarn und Arbeitskollegen. Einen Großteil dieser Personen habe ich selber noch gekannt. Die Sammlung meines Vaters eröffnet uns allen einen kleinen Einblick in die Welt, die teilweise schon versunken ist, aber in den Köpfen vieler Leser noch lebendig ist. Deshalb habe ich angefangen, diese Sammlung geordnet nach verschiedenen Gruppen abzuscannen und auf einzelnen Seiten zu präsentieren. Und damit alles noch lesbar bleibt, umfasst jede Gruppe bzw. Untergruppe 9-17 Personen jeweils. Mein Durcharbeiten der Sammlung zieht sich noch hin. Für heute will ich mit der Gruppe der Gemeindemitglieder A-K beginnen. 

Ich freue mich schon auf jeden ergänzenden Kommentar oder anderes Material aus der Leserschaft!

Mittlerweile - heute ist der 25.12.2022 - konnte ich die Sammlung erweitern:

Jetzt fehlen nur noch die jeweils letzte Gruppe der Gemeindemitglieder und der Freunde und Bekannten. Die werden im kommenden Jahr noch folgen.

Auf der Liste derer, die anlässlich des Todes beider Eltern persönlich benachrichtigt wurden, standen noch viel mehr Namen. Als meine Mutter gestorben war und mein Vater zunächst bei meiner Schwester in der Einliegerwohnung lebte und täglich ins Pflegeheim zum Mittagessen ging, riet ich ihm, seine vielen Kontakte zu regelmässigen Telefongesprächen zu nutzen. Ich empfahl ihm, täglich mit zwei Leuten zu telefonieren. Lange Zeit bedankte er sich bei jedem Telefonat mit mir für diesen Rat. Wie mir bald danach mein Schwager Dave mitteilte, verbrachte mein Vater täglich zwischen zwei bis fünf (!) Stunden täglich mit Telefonieren! In der Hinsicht erlebte ich meinen Vater als vorbildhaft. Er konnte im hohen Alter ernten, was er ein Leben lang an Beziehungen gepflegt hatte.  Viele von Ihnen werden auch so erlebt haben. Anfangs nutzte er sogar noch das Internet für E-Mail-Verkehr, bis er aufgrund seiner langsam schleichenden Demenz damit überfordert war. Aber das tägliche Telefonieren behielt er unverändert bei und blieb so lebendig bis zur letzten halben Stunde, bevor er für immer das Bewusstsein verlor.  

Todesanzeigen samt Begleitmaterial können somit ein Teil des damaligen Netzwerkes um meine Eltern herum in der Erinnerung zum Leben erwecken. Stöbern Sie selber herum, wen und was Sie noch entdecken können!

Herzliche Grüße

Dr. Friedhelm Röder 

 
 


 

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